Brutsaison 2023


Der Turmfalke ist der am häufigsten vorkommende Falke Mitteleuropas und auch bei uns ein regelmässig zu beobachtender Greifvogel. Er ist vor allem für seine Jagdweise bekannt: plötzlich stellt er sich im Flug gegen den Wind und verharrt dank dem Rüttelflug und dem breit gefächerten Schwanz erstaunlich lange an der gleichen Stelle, um nach Mäusen Ausschau zu halten. Er brütet in Fels- und Gebäudenischen, aber auch in Krähennester. Das Angebot an natürlichen Nistplätzen nimmt kontinuierlich ab. Trotzdem hat der Bestand in der Schweiz seit den 90er Jahren wieder deutlich zugenommen. Dies ist der Förderung mittels Nistkästen durch lokale Natur- und Vogelschutzvereine und dem Anlegen von Biodiversitätsförderflächen (insbesondere Buntbrachen) zu verdanken. In der Schweiz leben 5000-7500 Brutpaare (Schweiz. Brutvogelatlas 2013-2016). Der Turmfalke gilt auf der Roten Liste als potenziell gefährdet und wurde durch die Vogelwarte Sempach zur Prioritätsart für Artenförderung eingestuft.

In Rheinfelden wurde in den 80er Jahren ein starker Rückgang verzeichnet und 1989 wurden gerade noch 3.1 Reviere/10km2 gezählt. Im 2020 konnten wir 9 Bruten mit insgesamt 40 Jungen verzeichnen! Diese Entwicklung ist sehr erfreulich und bestätigt die Wirkung von Artenförderung.

Unter dem Giebel der Alten Zigarrenfabrik Wuhrmann hängt sein 1975 ein Turmfalkenkasten, der jedoch erst 2006 das erste Mal besiedelt wurde. Seither findet sich ununterbrochen jedes Jahr ein Brutpaar für die Aufzucht der Jungen ein. In der Regel werden 5-6 Eier gelegt und fliegen 4-6 Junge aus. Die Grösse des Geleges wird vom Futterangebot geprägt. Der Turmfalke ernährt sich von Kleinnagern, Insekten und Vögeln. Die Brut dauert 27-31 Tage und die Nestlingsdauer bis zum Ausflug benötigt nochmals 27-30 Tage. Die Turmfalken verbringen rund 2 ½-3 Monate rund um den Brutplatz. Den Rest des Jahres verbringen sie ausserhalb in anderen Jagdrevieren. Je nach Nahrungsangebot zieht der Turmfalke im Winter in Richtung Süden; er überquert jedoch nur selten das Mittelmeer. Dabei folgen sie im Gegensatz zu den Zugvögeln keinen traditionellen Routen, sondern folgen, meist einzeln, dem Nahrungsangebot.

Den Nistkasten in der Alten Zigarrenfabrik überwachen wir seit über 10 Jahren mit der live Kamera. In den letzten 15 Jahren fiel zweimal je ein Altvogel aus. Aufgrund der Beobachtungen mittels Kamera konnten wir diese Verluste rechtzeitig feststellen. Das Ausbleiben eines Altvogels bedeutet in der Regel die Aufgabe der Brut. Dies konnte in beiden Fällen durch Zufütterung mit Mäusen und Küken verhindert werden. Eine Verhaltensveränderung der Altvögel aufgrund der Zufütterungen konnten wir dabei nicht beobachten.